Im Vorfeld der Partie der Veolia Towers Hamburg nahm sich Towers-Headcoach Benka Barloschky Zeit, um ausführlich über verschiedene Themen zu sprechen. Das 35 Jahre junge Towers-Urgestein blickt auf seinen Werdegang zurück, spricht über den schwierigen Saisonstart, die Entwicklung des Klubs und über das morgige Spiel mit ganz speziellen Vorzeichen gegen Hapoel Tel Aviv.
LF: „Du hast selbst früher Basketball gespielt. War es dein Ziel, Profi zu werden?“
BB: „Das Ziel war es auf jeden Fall. Ich habe in Bremen vorher schon auf relativ hohem Niveau gespielt, aber ich war noch sehr jung. Und als die NBBL gegründet wurde – mein 1988er-Jahrgang war der erste –, kamen die Oldenburger auf mich zu und haben mich aus Bremen herausrekrutiert sozusagen. Das war schon eine spannende Geschichte – und dann mit Bundesliga-Anschluss und der zweiten Mannschaft damals noch in der 1. Regionalliga. Das war einfach ein gutes Gesamtprodukt. Da hatte ich schon auch das Ziel, Profisportler zu werden.“
LF: „Dazu kam es dann nicht wegen deiner Beckenverletzung. Ist das etwas, was dich heute noch beeinträchtigt?“
BB: „Ja, schon. Das ist etwas, was mich, glaube ich, auch bis zu meinem Lebensende beeinträchtigen wird. Ich habe das ganz gut im Griff mit Physiotherapie unter anderem. Das stört mich jetzt nicht im Alltag, aber wenn ich jetzt noch das Sportpensum etwas hochfahren würde, selber noch ein bisschen mehr Basketball spielen würde – ich schaffe es jetzt nicht mehr so richtig, aber im Sommer schaffe ich es noch ein wenig kontinuierlicher –, merke ich es schon.“
LF: „Du hast dann sehr früh angefangen, selbst zu coachen. Eigentlich sehr ungewöhnlich, dass man in dem jungen Alter [25 Jahre, Anm. d. Red.] reinkommt in einen Headcoach-Job auf relativ hohem Niveau. Du hast sogar gleich in der dritten Liga gecoacht in Stade. Wie kam es dazu?“
BB: „Ich habe damals in Stade in der Mannschaft gespielt, die ich dann auch als Coach übernommen habe, und mein damaliger Trainer, Matthias Weber, der jetzt 3×3-Bundestrainer ist, hatte mich schon im Laufe der Saison schon informiert, dass das seine letzte Saison werden soll, weil er ein bisschen kürzertreten wollte. Er hat mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das dann zu übernehmen, weil er das in mir gesehen hat. Und ich habe das jetzt selber in mir gar nicht so gesehen. Aber er hatte da viel Vertrauen und mir immer wieder bestätigt, dass ich das gut könnte und ich da Talent habe. Und dann hat sich das so entwickelt über das Jahr. Dann kam diese Verletzung dazu. Da war dann auch klar, dass ich nicht mehr ewig weiterspielen könnte und ich das herunterfahren muss. Und dann hat das vom Timing her einfach gut gepasst. Ich habe mich das getraut und es war – klar – eiskaltes Wasser: dritte Liga, der Aufstieg als Spieler noch, direkt im nächsten Jahr als Trainer und noch viele Freunde in der Mannschaft gehabt. Das war schon eine besondere Konstellation. Das hat Spaß gemacht. Wir sind dann natürlich auch direkt wieder abgestiegen. Das war schon ein Sprung ins eiskalte Wasser, und es war wahrscheinlich auch zu schnell. Aber ich durfte machen, ich habe Erfahrungen gesammelt, mich ausprobieren dürfen. Das war auf jeden Fall cool.“
LF: „Zu viel Prozent war das ein Profiteam in Stade damals?“
BB: „Ich glaube, wir hatten zwei professionelle Spieler – eigentlich anderthalb. Das ist für den Standort Stade auch ein Wagnis gewesen. Das war klar. Wir haben es sportlich geschafft. Dann ging es darum: Wenn wir nach oben wollen, können wir das überhaupt wahrnehmen? Da ging es viel um die Halle und die Logistik. Das war eine Riesenherausforderung. Und dann war klar: Wenn wir das machen, ist nicht mehr Geld da, als in der 1. Regionalliga auch da war. Wir nehmen den ganzen Aufstiegskader und verstärken uns mit einem Ausländer, und so muss es dann auch reichen. Man muss ganz ehrlich in der Nachbetrachtung sagen: Die Qualität in der Mannschaft hat auch einfach nicht gereicht. Ohne meine alten Kumpel auf die Füße treten zu wollen, aber da war einfach nicht genug Substanz in der Mannschaft. Die Jungs, die abends zum Training nach Stade kamen, kamen aus dem Büro oder von der Uni und hatten auch ihren Kopf woanders teilweise. Dann darfst du dich nicht wundern, wenn du auch absteigst. Aber das war auch nicht schlimm. Das war dem Standort bewusst.“
LF: „Hast du noch eine Ahnung, welche Idee du damals vom Basketball hattest?“
BB: „Ich war natürlich total geprägt von Matthias [Weber], der ein großer Einfluss auf mich gewesen ist und auch nach wie vor ist. Da ging es immer sehr viel um Geschwindigkeit und die Reaktion aus dem Umschaltspiel – aus dem ersten Moment des Umschaltens Vorteile zu erspielen, diese Handlungsgeschwindigkeit. Ich glaube, wenn du ihn jetzt fragen würdest, ist er eigentlich gelangweilt von Systemen und solchen Sachen. Bei Matthias ging es immer darum: Das muss knallen, das muss schnell gehen, du musst im Kopf handlungsschnell sein, Entscheidungen treffen – das Spiel spielen lernen und nicht so sehr wie ein Roboter Systeme laufen. Das war ihm damals immer sehr, sehr wichtig, und das hat mich damals natürlich auch geprägt. Das habe ich damals auch versucht, aber ich hatte damals nicht das Knowhow, um das so beizubringen in den Details wie ich das vielleicht heute kann. Aber die Idee war schon da: teamdienlicher Basketball, Ball bewegen.“
LF: „Gar nicht mal so anders wie der Basketball, den ihr heute spielen wollt von der ganz groben Idee her.“
BB: „Bei uns rumpelt es vom Ergebnis her noch ein bisschen, aber ja, die Idee ist schon da.“
LF: „Dann bist du zu den Towers in deren Gründungszeit gekommen.“
BB:„Im Gründungsjahr war ich noch in Stade, aber ich war Hospitant. Ohne dass ich eine Verbindung hatte, bin ich einfach ganz viel bei Hamed [Attarbashi] im Training gewesen, weil ich studiert habe und ich das mit der Uni ganz gut verbinden konnte und ich dann abends immer das Training in Stade hatte. Das hat also alles ganz gut gepasst. Darüber ist der Kontakt entstanden. Wir haben irgendwann ein Vorbereitungsspiel bestritten im Sommer: Stade gegen die Towers. Und da kam Hamed auf mich zu und hat mich gefragt, wie ich weitermachen will und hat mir angeboten, in der nächsten Saison – der zweiten Saison – bei den Towers zu sein und als Assistenztrainer zu kommen. Ich hatte eigentlich noch einen Vertrag mit Stade, aber gebeten, ob ich aus dem Vertrag herauskommen kann, weil das eine Riesenchance für mich ist. Ich sage das immer wieder an jeder Stelle: Ich habe ein Riesenherz für Stade, für den VfL. Ich bin immer noch dankbar. Das waren meine ersten Schritte, und ich habe viele Menschen kennengelernt, die mich supportet haben und mich auch in dieser Situation aus dem Vertrag herausgelassen haben und gesagt haben: ‚Junge, geh‘. Das ist eine Chance, zweite Bundesliga zu coachen‘. Das war auch der richtige Schritt, weil ich auch mal einem Trainer über die Schulter schauen konnte und nicht alles nur selber machen und freischwimmen musste. Das war schon gut.“
LF: „Unter mehreren Trainern warst du Cotrainer, hast aber auch mal parallel selbst gecoacht in Wedel in der dritten Liga. Du hast im Podcast Talkin‘ Basketball gesagt, dass Pedro Calles dich sehr beeinflusst hat. Welche Punkte haben dich am meisten fasziniert an ihm?“
BB: „Ich glaube, dass wir, ohne dass wir vorher jemals darüber gesprochen hatten damals, eine sehr, sehr ähnliche Vorstellung vom Basketball haben. Wir waren inhaltlich sehr nah beieinander, und das haben wir sehr schnell gegenseitig auch gemerkt. Deswegen ist daraus eine richtig schöne Chemie entstanden. Wir haben beide ein wenig so einen Verteidigungswahn. Diese Aggressivität und diese Grundtugenden im Basketball ist uns beiden einfach sehr, sehr wichtig. Das hat gut gepasst. Ich habe von ihm auch noch mal viel mitgenommen, was das so heißt, die Gruppe zu führen: dass es verschiedene Führungsstile gibt, wie man als Anführer einer Gruppe auf verschiedene Knöpfe drücken kann und wie man die gesamte Mannschaft beschützt und führt. Das ist, glaube ich, eine seiner großen Stärken. Das war sehr lehrreich für mich.“
LF: „Du hast Jura studiert. Kannst du dieses Studium irgendwie für das gebrauchen, was du heute machst? Gibt es irgendwelche Haltungen, die du dadurch vielleicht erworben hast?“
BB: „Das ist eine spannende Frage. Eine Sache, die für mein ganzes Leben wahrscheinlich und nicht nur für den Beruf ein Mehrwert ist, ist das strukturierte Denken. Die juristische Denke ist ein ganz eigenes Fach, eine eigene Sprache, ein eigener Satzbau, eine eigene Kultur. Es gibt in der Regel einen Fall, eine Art juristisches Problem, und diesen Fall muss man dann lösen. Das ist dann total durchstrukturiert, wie man zum Ergebnis kommen kann. Das hilft mir schon. Meine Notizen fürs Training sehen immer noch aus, wie eine juristische Hausarbeit gegliedert wäre. Das sieht eins zu eins gleich aus, wie die Struktur aufgebaut ist. Diese Strukturiertheit hilft mir schon.“
LF: „War das für dich ernsthaft damals ein Thema, das anzugehen? Hast du damals eher damit gerechnet, in das Trainerwesen zu gehen? Das ist natürlich sehr schwer planbar – gerade in Deutschland –, diesen Weg nach oben zu gehen.“
BB: „Gar nicht planbar. Es gibt diesen Berufsweg einfach nicht in Deutschland. Das sieht man ja auch alleine daran, dass Christian [Held], Anton [Gavel] und ich da sind in der Liga und sonst niemand. Es gibt auch den Berufsweg, wie man dort hinkommt, nicht im klassischen Sinne. Wir haben uns alle auf unterschiedlichsten Wegen dorthin gearbeitet. Aber das ist keine Blaupause für den nächsten Trainer. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das so wird. Ich habe das Jurastudium schon ernst genommen auf jeden Fall. Mein Vater ist Jurist. Er hat auch einen großen Einfluss darauf gehabt. Ich habe dazu sowieso gute Gefühle – in der Kindheit bei ihm im Büro in der Kanzlei zu sein und auch mal mit ihm dort sein zu dürfen. Das ist natürlich echt cool gewesen. Und dann vor allem auch nach dem Zivildienst: Das Jurastudium gibt dir noch mal eine gewisse Breite an Möglichkeiten. Das ist eine gute Grundlage, um andere Dinge zu machen. Ich hatte auch großes Interesse daran, in den Journalismus – Sportjournalismus – und ins Fernsehen zu gehen. Die Richtung hat mich auch sehr interessiert. Deshalb war das mein Studium der Wahl.“
LF: „Aber jetzt bist du dort, wo du wahrscheinlich am liebsten sein wolltest – dann noch bei einem Team, das auch im EuroCup gleich spielt. Du hast den Start angesprochen, der ein bisschen rumpelig war bislang. Ihr habt ein sehr unerfahrenes Team, muss man sagen – gerade für den EuroCup. Ihr habt viele Spieler aus der zweiten Liga verpflichtet. Vielleicht muss man sogar sagen, dass die Jahre unter Pedro Calles [zweimal BBL-Playoffs] – auch von mir – für zu selbstverständlich genommen wurden und die sehr erfolgreich waren. Wie siehst du die Entwicklung des Vereins im Allgemeinen?“
BB: „Das hat mehrere Komponenten. Erst mal sind die Jahre unter Pedro besondere Jahre gewesen. Ich bin selber auch Teil dieses Erfolgs gewesen und war mittendrin. Wir dürfen nicht vergessen – gerade für kleine Standorte –, dass das erste Jahr noch das Corona-Jahr war, in dem die Struktur der ganzen Liga anders aussah, die Gehälter sehr viel geringer waren. Da war es für die kleineren Teams, glaube ich, auch ein Stück weit leichter, in die Playoffs zu kommen oder zu overperformen. Im zweiten Jahr haben wir es, finde ich, über eine unglaubliche Kraftleistung wieder geschafft. Im zweiten Jahr finde ich es noch beeindruckender als im ersten Jahr: dass wir es noch mal geschafft haben. Da hatten wir – auch eine große von Pedros Stärken – die Achse mit Maik Kotsar und Justus Hollatz, diese zwei unglaublichen Spieler, die wir da im Kader hatten – dieser Luxus. Justus Hollatz wird mir fast noch zu wenig erwähnt, den im Kader gehabt zu haben in den Jahren. Dann fällt dir dieser Spieler weg, weil er uns entwachsen ist. Und den zu ersetzen, ist mit unseren finanziellen Mitteln, die wir haben, unmöglich. Das ist schon mal eine Sache. Dann ist es so: Dieses Wagnis EuroCup ist für mich und für uns auf der sportlichen Seite eine Riesenherausforderung. Wir wollen uns messen mit den großen Vereinen und Klubs in Europa – mit den besten Spielern und den besten Trainern. Und der EuroCup ist da schon sehr, sehr nah dran – und dabei bitte immer die Kirche im Dorf lassen; nicht vergessen, wer wir sind, wo wir herkommen und wo wir stehen als Organisation. Wir treten da nicht mit den gleichen Waffen an wie unsere Gegner. Das ist auch in Ordnung so. Das wollen wir auch so. Das wissen wir auch intern und das ist unsere Aufgabe, trotzdem Ruhe zu bewahren. Diese Niederlage gegen Paris, die wir gerade erfahren haben mit 36 Punkten, war David gegen Goliath.
Ich gucke da immer so ein bisschen nach Berlin rüber. Sie treten in der EuroLeague an mit einer Mannschaft, die keine EuroLeague-Mannschaft ist auf dem Papier. Die werden ganz, ganz viele Spiele verlieren in diesem Jahr in der EuroLeague. Aber da ist nie Panik. Da ist immer Ruhe. Das ist unser Ziel. Das ist unsere und meine Aufgabe, das auszustrahlen. Das ist eine Liga, in der wir lernen wollen, uns messen wollen und in der wir auch weiterkommen und Spiele gewinnen wollen. Wir dürfen uns aber nicht selber in den Fuß schießen, wenn wir Spiele verlieren. Das ist auch okay, wenn wir sie verlieren – wenn wir so spielen, wie wir spielen wollen. Die große Herausforderung mit dem Start, den wir gerade haben, ist, dass die Kaliber Bayern München, Ulm, London, Paris und Prometey sind. Das sind sehr, sehr starke Gegner. Und jetzt gerade sind wir noch nicht auf dem Leistungsstand, dass wir gegen diese Teams für 40 Minuten mithalten. Wir waren es gegen Ludwigsburg am Anfang. Da haben wir ein sehr, sehr gutes Spiel gehabt. Wir haben auch gegen Bayern ein sehr gutes Spiel gespielt. Gegen London waren wir nah dran. Dann haben wir uns, glaube ich, ein wenig zu sehr von den Niederlagen unruhig machen lassen und waren ein bisschen zu negativ, zu verunsichert. Das hat man jetzt gegen Ulm richtig gesehen. Da hatten wir für drei Minuten mal so einen richtigen Einbruch. Da ging gar nichts mehr. Das ist jetzt unsere Aufgabe, uns jetzt dort rauszuarbeiten. Wir haben eine unerfahrene Mannschaft, aber die hat viel Potenzial, arbeitet unglaublich hart, und ich bin mir deswegen auch total sicher, dass wir uns da rausarbeiten. Wenn wir nur immer dieses Level halten, ist alles gut. Wir sind nicht dafür da, im EuroCup mit 20 Punkten zu gewinnen. Das dürfen wir nicht erwarten. Wir wollen wettbewerbsfähig sein, wir wollen dagegenhalten. Wenn sich die Gegner an uns die Zähne ausbeißen, ist alles in Ordnung. Dann kommen auch die Ergebnisse – wenn wir unser Spiel spielen. Das müssen wir hinkriegen. Das haben wir gegen Ulm nicht gut gemacht.“
LF: „Gibt es ein Ziel, das ihr euch für die BBL gesetzt habt?“
BB: „Prozessziele. In diesem Jahr – das haben wir jetzt auch schon immer wieder gehört – ist die Liga quasi zweigeteilt. Es geht jetzt quasi darum, unter die ersten zehn zu kommen mehr oder weniger durch den neuen Modus. Ich bin da ganz ehrlich – auch da: Wir haben einen Spieleretat, bei dem wir noch nicht davon ausgehen dürfen, dass wir sagen dürfen, dass wir da reinkommen. Das ist einfach so. Da muss man ganz ehrlich sein. Wir haben eine gute Chance. Wir haben eine gute Mannschaft zusammen, gute Jungs. Aber da sind noch ganz andere Faktoren, die dazukommen, um am Ende auch da zu landen. Wir wollen erst mal guten Basketball spielen, die Fans begeistern, füreinander da sein, jeden Tag besser werden, uns entwickeln. Das hört sich immer so langweilig an, aber das ist wirklich mein Ziel. Ich will vor allem auch eine gute Zeit mit den Spielern haben und erfolgreich sein für uns, dass wir es erst mal schaffen, wirklich das Jahr zu nehmen und am Ende des Jahres zu sagen: Das war ein geiles Jahr, das hat richtig viel Spaß gemacht. Wir sind richtig viel besser geworden, wir haben so viel rausgeholt. Der Tabellenplatz am Ende – das dürfen die anderen interpretieren, was dann Erfolg oder Misserfolg ist.“
LF: „Ich habe das Gefühl, dass das in Hamburg nicht so ganz einfach ist, weil es natürlich auch eine sehr aggressive Medienlandschaft gibt. Wenn man in dieser Woche ‚Hamburg Towers‘ googelt, sieht man ein paar Artikel, wonach die Towers am Boden sind, der Trainer noch bleiben darf.“
BB: „Ich lese es auch nicht, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich habe meine Meinung dazu. Ich antworte darauf höflich und professionell und lese einfach die Artikel nicht. Es ist auch einfach – bei allem Respekt –so weit weg von der Realität. Das ist das HSV-Phänomen. Dort ist das nun mal so: Sobald ein Punkt nicht geholt wird, der – von außen gesehen – geholt werden muss, ist Krisenstimmung. Ich mag das nicht. Ich bin nicht so. Ich finde das immer so ein wenig populistisch und nach Schlagzeilen suchend. Das ist nicht mein Stil. Aber ich kann es auch nicht beeinflussen. Ich kann mich nur auf meine Arbeit konzentrieren.“
LF: „Siehst du ein bisschen die Gefahr, dass sich Spieler davon beeinflussen lassen? Zum Beispiel Jonas Wohlfarth-Bottermann hat eine Aussage bei Rupert Fabig [Hamburger Abendblatt] getätigt, wonach es so einfach nicht reiche und es Verantwortliche gebe, die man da fragen müsse.“
BB: „Darüber haben wir natürlich auch geredet. Ich habe heute erst mit Jonas gesprochen. Jonas ist ein richtiger Wettkämpfer. Wer ihn kennt, weiß das auch. Der will alles dafür tun, um Spiele zu gewinnen. Der stellt sich in den Dienst der Mannschaft, ist aber von der Spielweise her nicht der, der dir mit 25 Punkten den Tag rettet. Das wird er niemals sein, und das ist auch in Ordnung so. Das wissen wir auch. Das können wir auch einordnen. Aber er ist in diesem Ding gefangen, und das hat er in bzw. nach dem Spiel, glaube ich, supersuperstark gespürt: ‚Ich will irgendwie helfen, aber ich weiß einfach nicht wie. Ich kann es einfach gerade nicht.‘ Und die Frustration hat er dann – muss man sagen – etwas unvorsichtigerweise und in einer von so einem Veteranen nicht so richtig klugen Art und Weise auch rausgelassen – dieses ‚Ich weiß es nicht mehr‘, diese Fragezeichen. Aber das ist ein feiner Kerl. Das nimmt ihm keiner krumm. Wir wissen alle, wie er tickt, was er für ein Wettkämpfer ist und was er alles investiert. Das ist alles in Ordnung. Klar pickt die Presse das auch auf. Das ist hier einfach so in der Medienstadt Hamburg. Das muss man einfach wissen. Da muss er auch ein bisschen den Job machen und das bei sich behalten, selbst wenn er das so fühlt.
Ich merke aber auch wieder: Ich habe schon ‚Winning Seasons‘ erlebt und auch ‚Losing Season‘ erlebt. Ich habe das auch schon drei Jahre gemacht – und vorher auch. Niederlagen in Folge – egal wie gut du sie erklären kannst – machen irgendwas mit Sportlern. Das nagt an dir. Ich betrachte das immer so; das hat zwei Komponenten: Auf der einen Seite verlierst du das Zutrauen in deine eigene Fähigkeit und zweifelst an dir selber, und auf der anderen Seite ist die große Gefahr, dass du deinen Mannschaftskollegen nicht mehr vertraust. Das Vertrauen in dich selber, aber auch in die Struktur bröckelt so ein bisschen. Das ist das Schwierige, und das müssen wir bekämpfen. Das geht nur durch harte Arbeit, durch Training und das immer wieder neue Fokussieren. Aber dass Spieler nach so einem Spiel frustriert sind, nicht mehr weiterwissen, ist völlig okay. Das sind alles Menschen. Dann können wir ein Wort darüber sprechen, und dann geht es weiter.“
LF: „Man sieht den Spielstil schon in einigen Ansätzen: das Tagging-up [spezielles Konzept beim Offensiv-Rebound und für die Transition-Defense], das ihr auch spielen wollt und das auch viele der BBL-Teams in diesem Jahr spielen wollen. Ich glaube, ab dem zweiten Viertel hat es gegen Ulm auch abrupt wieder geklappt, auch wenn sich Ulm vielleicht auch ein bisschen zurückgelehnt hat. Aber ich glaube, dann war die Aggressivität schon da: auch in Transition den Ball zu pushen etc. Ich frage mich, ob mit dem Kader, der ja ziemlich klein ist – auch dadurch, dass Seth Hinrichs den deutschen Pass mindestens vorerst nicht bekommt –, das so durchzuhalten ist über eine Saison. Was denkst du dazu?“
BB: „Ich glaube, dass uns die Nummer mit dem Pass zurückgeworfen hat. Das ist so. Damit haben wir nicht gerechnet, dass das so passiert. Aber das ist auch so eine Sache, die wir nicht beeinflussen können. Deshalb beschäftigen wir uns damit auch gar nicht mehr. Wir nehmen es jetzt so, wie es ist. Gerade dieses Taggen ist sehr speziell. Wir haben damit schon angefangen vor circa zwei Jahren, als Pedro noch hier war. Ich habe es wiedereingeführt, als ich die Mannschaft übernommen habe. Es ist einfach nur eine Form der Offensiv-Rebound-Arbeit und eine Form der Transition-Defense. Das ist eine Form – das muss man auch immer mit einkalkulieren –, bei der man mal einen Breakaway-Dunk bekommt.“
LF: „Gegen Ulm war es, glaube ich, ein paar mal so. Karim Jallow hatte mal einen.“
BB: „Ja, genau. Jallow hat mal einen gekriegt. Der von Bretzel war ja noch ein ganz anderes Problem. Das passiert mal. Man muss die Zahlen spielen: Wie viele lange Rebounds bekommst du, und wie viele einfache Punkte bekommst du? Wenn du es richtig machst, kommst du am Ende mit einem Plus heraus. Das ist die Idee. Das ist energiezerrend – auf jeden Fall. Das ist anstrengend. Wir haben extra eine Mannschaft rekrutiert, die in der Lage ist, diesen Spielstil zu spielen: die jünger ist, die energetischer ist und auch die Athletik mitbringt, das auch über mehrere Spiele in einer Woche hinzubekommen. Das, was die Menschen in der Halle natürlich nicht sehen, ist, dass der Kader, der auf dem Spielfeld steht, natürlich nicht unser Trainingskader ist. Da kommen noch einige Spieler hinzu. Wir trainieren in der Regel mit vierzehn Spielern. Die füllen den Kader auf. Das sind unsere Wedel-Profis und unsere Jugendspieler. Das heißt, das Load Management in der Woche können wir schon ganz gut steuern dadurch. Im Laufe der Saison – je nachdem welchen Spielstil man spielen möchte – ist sowieso unsere und meine Aufgabe, dass man verschiedene Tempos entwickelt. Das ist die Idee: dass man in der Lage ist, so aggressiv zu spielen, aber dass man auch in der Lage ist, in einem Spiel den Schalter auch mal ein bisschen herunterzudrehen und für zwei Minuten den Fuß vom Gas auch mal etwas runterzunehmen und etwas langsamer zu werden. Das ist die Idee. Das wollen wir entwickeln. Ich gehe aber gern von schwer zu leicht. Ich mache es lieber schwerer am Anfang und reguliere es dann herunter, weil andersrum – das habe ich auch schon erlebt – schaffst du es nicht. Man muss den Grundstein legen, aggressiv anfangen, die schwierigste Form wählen, und dann kannst du es von da weiterentwickeln. Gerade mit einer jungen Mannschaft muss das auch so sein.“
LF: „Ein Problem, das, glaube ich, schon relativ offensichtlich ist, ist, dass ihr keinen richtigen Point Guard habt im Team. Der einzige ist Terrell Gomez, der eigentlich nicht viel Einsatzzeit bekommt und sich schon relativ schwertut. Ist da schon eine Möglichkeit da, noch eine Verbesserung vorzunehmen? Ich glaube schon, dass das ein Thema bei euch ist, weil ihr jetzt mit einem Spieler, Aljami Durham, dort spielt, der diese Position eigentlich nicht ausgeübt hat in den letzten Jahren.“
BB: „Er hat sie ausgeübt – auch im letzten Jahr. Er ist auch ein Point Guard, und ich finde, dass er auch so spielt wie einer. Er ist natürlich eine Form von Point Guard, der einen sehr, sehr starken Zug zum Korb hat und sehr auf diese Rim Finishes aus ist – nicht der Pick-and-Roll-Computer-Spieler. Das ist auf jeden Fall so. So haben wir ihn aber auch rekrutiert. Das wollten wir auch so machen. Das ist ein Spieler, der sich auf der Position entwickelt.“
LF: „Den wollte ich auch nicht kritisieren, sondern eher dass es keinen übergeordneten Point Guard gibt.“
BB: „Das wissen wir schon. Das sehen wir natürlich auch so. Und Terrell tut sich schwer mit dem Adjustment auf die neue Liga, auf das neue Level. Das darf man auch ehrlicherweise so ansprechen. Er kommt aus Frankreich aus der zweiten Liga, hat ein sehr erfolgreiches Jahr gespielt, hat aber auch einen ganz anderen Spielstil gespielt. Er hat noch zu kämpfen mit der Umstellung, macht sich im Training aber auch gut, versucht Details umzusetzen und arbeitet an sich. Und solange wir die Ruhe bewahren und auch da nicht den Panikknopf drücken, geht auch da die Entwicklung weiter. Aber ich glaube, man sieht auch von außen, dass wir auch vermehrt versuchen, unsere Offense anders zu strukturieren – nicht nur über das Pick-and-Roll, sondern auch den Ball in den Post zu geben, auch Mark Hughes zu benutzen, so ein paar Off-Ball-Situationen zu benutzen, unsere zwei athletischsten Spieler – Will Christmas und V. J. King – in Dribble-Hand-offs zu involvieren –, und wir einen anderen Point of Creation haben als nur das Pick-and-Roll. Da müssen wir einfach justieren. Auch wenn man da im Sommer eine andere Idee hatte, muss man – das geht, glaube ich, allen Trainern so – sehen, wie es dann in der Halle aussieht und darauf reagieren, was man hat und welche Stärken und welche Schwächen man hat. Gerade Olek Dziewa im Post ist eine Sache, die uns unheimlich viel gibt. Da ist eigentlich immer Ruhe. Er hat die Ability, dort zu scoren, ist aber auch ein guter Passer. Vor allen Dingen: Er will auch passen – selbst gegen Mannschaften wie Paris. Immer, wenn der Ball in den Post kommt, passiert eigentlich etwas Gutes. Das ist auch wichtig für uns, dass wir das wissen.“
LF: „Gibt es trotzdem die Überlegung oder die Möglichkeit, da nachzubessern? Das wäre wahrscheinlich der achte Import-Spieler. Ich weiß nicht, ob man das noch ohne Abgang machen könnte.“
BB: „Möglichkeiten gibt es immer. Überlegungen muss es natürlich auch immer geben. Wir analysieren natürlich Schritt für Schritt. Im Endeffekt dürfen wir natürlich auch nicht außer Acht lassen, dass wir uns schon in einer Ergebniswelt bewegen. Das wissen wir natürlich auch. Wir sind ja auch nicht naiv. Ich glaube, jemanden dazuzuholen, ergibt keinen Sinn. Es können ja nur so und so viele spielen. Wenn, dann wäre das verbunden mit einem Wechsel. Aber das sind Arbeiten, die natürlich alle intern sind. Wenn es dazu kommen sollte, gibt es dazu von uns eine Meldung. Aber jetzt gerade fokussieren wir uns auf das Training.“
LF: „Ihr habt sehr viele Spieler auf anderen Positionen, die Ballhandling-Aufgaben erledigen können. War das mit Terrell Gomez, der vor allem ein sehr guter Werfer war in Frankreich, so geplant, dass er gar nicht so in der klassischen Point-Guard-Rolle sein sollte, oder war das schon die Idee, dass er diese Rolle einnehmen sollte, dass er viel Pick-and-Roll läuft etc.?“
BB: „Er war vor allem so das Pendant zu Al Durham. Er war der deutlich bessere Werfer, der sich seinen Wurf selbst kreieren kann. Es war schon der Plan, ihn als beides zu nutzen: als Shooting Guard und als Point Guard. Und es ist auch immer noch der Plan. Er ist auch ein Spieler, der in den letzten zwei Jahren vor allen Dingen hart gearbeitet hat, um mehr noch in diese Point-Guard-Rolle zu schlüpfen, was er am College nicht so viel gespielt hat, aber in seiner Profikarriere – vor allem im letzten Jahr in Frankreich – schon. Er ist sehr weiter gewachsen in seine Rolle und kann das auch grundsätzlich, aber es ist, wie man sieht, doch ein Lernprozess auch für ihn. Das ist vielleicht das, was vielleicht er selber auch unterschätzt hat und was wir vielleicht auch unterschätzt haben. Normalerweise ist die zweite französische Liga schon ein guter Gradmesser. Das ist eine Liga, die der BBL sehr ähnelt – auch von der Physis her. Aber man sieht das dann, wenn der Spieler da ist. Jetzt dauert es etwas länger mit dem Prozess, und da müssen wir geduldig sein, weiter arbeiten und auch zwischendurch seine Stärken nutzen. Und die größte Stärke ist der Wurf.“
LF: „Eine Sache, über die ich in den Medien [vor allem sozialen] viel gelesen habe, ist die Kaderzusammenstellung. Ich kenne Matt Haufer ganz gut, der euch ja auch geholfen hat. Wie läuft bei euch die Kaderzusammenstellung insgesamt ab? Wer ist da eigentlich beteiligt?“
BB: „Wir haben sowohl letztes Jahr als auch in diesem Sommer – vor allem im Frühsommer – mit Matt viel gemacht, der uns als externer Scout den europäischen Basketball in Form von Listen einfach aufgearbeitet hat. Es ist eine Unzahl an Spielern. Da den Überblick zu behalten, ist fast unmöglich. Da brauchen wir Experten und Profis, die sich extrem gut auskennen auf dem Level – und vor allem auf dem Level, auf dem wir Spieler rekrutieren. Das ist ein sehr spezieller Bereich. Wir sind in der Bundesliga, wir haben nicht den größten Etat. Wir können ja nicht nach Gusto Spieler aussuchen, die wir toll finden. So können wir nicht vorgehen. Wir müssen schon ein wenig in die Nischen reingehen und die Ligen kennen, und da ist Matt einfach unglaublich stark, weil er das Niveau einschätzen kann von den einzelnen Ligen, was ja auch nicht leicht ist. Matt hat da geholfen, es vorzuarbeiten, und dann sind es wir in der Kommunikation: Fabian Vilmeter mit mir und Marvin [Willoughby, Anm. d. Red.]. Wir drei tauschen uns aus. Wir gucken uns die Listen, gucken uns unsere Favoriten an. Wir schauen Spiele, nutzen unser Netzwerk. Wir fragen, wenn wir wirklich jemanden ins Auge fassen, und gucken, dass wir so viel Intel wie möglich bekommen über die Persönlichkeit, damit wir auch einen guten Menschen verpflichten und nicht nur einen guten Basketballer. Das steht immer im Vordergrund, und so tauschen wir uns aus. Aber in letzter Konsequenz durfte ich schon die Spieler auswählen, die ich haben wollte. Bei keinem der Spieler, die da jetzt sind, habe ich gesagt: ‚Den will ich nicht, aber den hat Marvin mir aufgedrückt‘ Und andersrum auch nicht. Das gibt es ja [andernorts]: Es gibt auch Situationen, in denen der Sportdirektor sagt: ‚Der ist jetzt dabei, da kannst du nichts gegen machen.‘“
LF: „Die Frage wollte ich noch stellen, weil ich glaube, dass es ein bisschen ein falsches Bild in den Medien gibt: dass Marvin Willoughby in den letzten Jahren oft die Spieler aufgedrückt hat. Das ist eigentlich nicht so dem nach zu urteilen, was ich so mitbekommen habe.“
BB: „Nein, das gibt es nicht. Ich kann ja nur für mich sprechen, aber bei allen Trainern, die vorher da waren, gibt es einen Austausch. Aber im Endeffekt ist Marvin ja klug genug, um zu wissen, dass der Trainer mit der Mannschaft arbeiten muss und das zum Trainer passen muss. Es hat ja niemand etwas davon, wenn der Sportdirektor den Spieler gut findet, aber der Trainer damit nichts anfangen kann. Dann werden auch nicht alle glücklich. Fabian Vilmeter ist eine große Unterstützung dabei gewesen in den letzten anderthalb Jahren. Der hat noch mal richtig etwas dazugegeben und Knowhow dazugegeben, kennt sich aufgrund seiner Tätigkeiten mit den Jugendnationalmannschaften natürlich extrem gut im deutschen Nachwuchsbasketball aus. Niklas Krause ist jetzt bei uns, der wächst extrem gut in seine Rolle rein. Den hat er ausgegraben, möchte man fast sagen. Da muss man wirklich den Hut ziehen. Der kennt sich wirklich richtig gut aus.“
LF: „Von den Towers war immer so eine Identität, Spieler hochzubringen. Du bist ja eigentlich auch ein Fall davon, der hochgekommen ist aus dem eigenen Programm. Es ist natürlich jetzt ein anderes Niveau. Justus Hollatz kam auch erst mal in der ProA rein und konnte sich dort hocharbeiten. Aber fehlt es dort zurzeit einfach am Talent, damit jemand den Schritt direkt schaffen könnte? Zum Beispiel Linus Hoffmann war mal drin, weil es zig Verletzungen gab im letzten Jahr.“
BB: „Ja, der Sprung ist jetzt einfach riesengroß vom Jugendbasketball über die dritte Liga zu einem EuroCup-Team. Der Sprung ist wahnsinnig groß. Die Personalie Justus Hollatz ist wahrscheinlich auch nicht fair für die jungen Spieler, die nachkommen. Das sehen wir ja jetzt auch nachhaltig. Der ist ein besonderes Talent, der nicht einfach jedes Jahr rauskommt – nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Vereinen in Deutschland. Da kommen Spieler nach. Leif Möller ist der nächste, der jetzt auch anfängt, seine Minuten zu bekommen nach überstandener Verletzung, und der sich da reinarbeitet. Aber der normale Werdegang von einem Bundesligaprofi ist nicht, dass man da so raketenmäßig einschlägt wie Justus Hollatz. Das ist nicht normal. Da geht es um kontinuierliche Arbeit, den Weg weiterzugehen, sich da reinzuarbeiten, sich dem Stück für Stück anzunähern. Ich glaube, Leif ist da gerade in einer guten Position, das auch zu tun. Gerade aus den Jahrgängen, die nachkommen – die 2005er, 2006er vor allen Dingen –, kommen einige sehr spannende Spieler. Hier passiert wirklich viel im Jugendbereich. Ich gucke da immer mal rein in die Teams und sehe sie dann auch. In der Vorbereitung hatten wir in den ersten zwei Wochen viele junge Spieler dabei. Da ist viel dabei und ich freue mich darauf, wenn die oben ankommen – aber Schritt für Schritt, nichts überstürzen. Bei Justus war es auch Timing: Wir sind mit Justus zusammen einfach immer weitergewachsen. Es hat alles gepasst.“
LF: „Meistens braucht es auch einen Spielerwechsel wie in die ProA und dann geht es erst mal nach oben.“
BB: „Genauso stolz wie ich auf Justus bin, dass er jetzt da oben angekommen ist, bin ich jetzt auf Jürgen Rich [BG Göttingen, Anm. d. Red.]. Ich bin unheimlich stolz auf Jürgen, dass er es jetzt geschafft hat, Bundesligaprofi zu sein. Jetzt hat er den nächsten Bundesliga-Vertrag bekommen und versucht sich in Göttingen durchzusetzen. Er ist immer so im Kielwasser geschwommen, und über den hat niemand gesprochen. Der ist aber auch Profi geworden durch ganz harte Arbeit. Darauf bin auch wahnsinnig stolz, dass er das geschafft hat.“
LF: „Abschließend zu einem außersportlichen Thema: Was sind deine Gedanken zum Angriff der Hamas auf Israel? Du hast einen Support-Post bei Social Media gepostet.“
BB: „Das ist ja immer noch ein sportlicher Rahmen [das Spiel der Towers gegen Hapoel Tel Aviv am 24.10.]. Ohne da jetzt zu politisch zu werden: Dieses Spiel steht natürlich unter extremen Voraussetzungen. Das ist ein ganz besonderes Spiel – auf so vielen Ebenen. Wir sehen es jetzt schon dadurch, was für eine Polizeipräsenz nötig ist, um dieses Spiel überhaupt stattfinden lassen zu können – und so, dass es für alle Beteiligten sicher ist. Da spüren wir es schon. Dann spielen wir in einem Spiel gegen israelische Basketballprofis, israelische Trainer, Teambetreuer und Physiotherapeuten. Die sind im Krieg, haben Familie in Israel, die direkt und unmittelbar vom Krieg betroffen ist. Es gibt nichts, was wir tun können. Wir können uns nicht in die Lage versetzen. Niemand kann sich annähernd vorstellen, wie sich das anfühlt. Das können wir nicht. Das Einzige, was wir tun können, ist, vielleicht diesen Menschen das Geschenk zu geben, für zwei Stunden ein bisschen Normalität reinzubekommen und ein Basketballspiel zu spielen und sich wirklich auf Basketball zu konzentrieren. Und das kann ein Geschenk sein für diese Menschen. Das ist das, was wir vorhaben. Deshalb haben wir eine Pflicht, unser Bestes zu geben und auch nicht zögerlich oder zaghaft zu werden, sondern mit dem größten Respekt, mit unserem vollen Leistungsvermögen in dieses Spiel zu gehen und diesen Menschen dieses Geschenk zu geben, weil ich glaube, es ist unvorstellbar, was da gerade passiert, wie diese terroristischen Anschläge. Es ist kaum in Worte zu fassen, und Krieg ist insgesamt nicht begreifbar, und deswegen ist es das Einzige, was wir machen können.“
LF: „Vielen Dank für deine Zeit.“
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